ImpfungEs gab eine Zeit, in der Familien möglichst viele Kinder bekamen, da sie wussten, dass nur ein Bruchteil davon das Erwachsenenalter erleben würde. Es war die Zeit, in der die Menschen an heute harmlos erscheinenden Erkrankungen starben und in der Krankheiten wüteten, die mittlerweile glücklicherweise als ausgestorben gelten. Dank verbesserter Hygiene, mehr medizinischem Wissen und einem großangelegten Impfsystem ist es gelungen, vielen ehemals bedrohlichen Krankheiten, wie Masern, Röteln oder auch Kinderlähmung, die Stirn zu bieten. Aus dieser Komfortsituation heraus hat sich mittlerweile eine Bewegung gebildet, die Impfungen als unkalkulierbares Risiko ablehnt. Impfgegner und -befürworter argumentieren mit Vehemenz und Leidenschaft, oft werden die Diskussionen schnell unsachlich. Hier finden Sie Fakten zum Risiko und der Notwendigkeit von Impfungen.

Impfen und die gesetzlichen Grundlagen

Zunächst einmal so viel: Zumindest in Deutschland gibt es bislang keine Impfpflicht. Deshalb kann und muss jeder für sich und seine Kinder selbst entscheiden, ob eine Impfung durchgeführt oder unterlassen werden soll. Wird eine Impfung gegen den Willen des Impflings durchgeführt, kann sie vor dem deutschen Gesetzt sogar als Körperverletzung gewertet werden. Dennoch hat Deutschland mit dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) eine verbindliche rechtliche Grundlage für den Schutz der Bevölkerung vor übertragbaren Krankheiten, die unter anderem auch die Prävention durch Impfung beinhaltet.

Die Hintergründe der Debatte

Viele Krankheiten haben Ihre Bedrohlichkeit verloren: Während beispielsweise vor kaum 50 Jahren Menschen Schäden und Behinderungen durch Polio im Kindesalter noch ein sichtbares Mahnmal für die Sinnhaftigkeit von Impfungen waren, haben besonders junge Menschen den Schrecken mancher Erkrankungen kaum noch vor Augen. Zudem ist das Ansteckungsrisiko für viele der übertragbaren Krankheiten durch eine gute Durchimpfung der Bevölkerung so stark zurück gegangen, dass auch Menschen ohne Impfschutz normalerweise kaum noch Gefahr laufen sich anzustecken. Dadurch wiegen sich radikale Impfgegner in der falschen Sicherheit, dass sie gegenüber Krankheiten genauso gut geschützt wären, wie ihre geimpften Mitmenschen – nur eben, ohne die für den Körper zuweilen unangenehme Spritze erdulden zu müssen.

Die Folgen sind teils fatal: Erst 2014/2015 kam es so in Berlin zu einer großen Masernwelle, in deren Aufwogen es sogar zu Todesfällen durch die Krankheit kam. Und auch jetzt, wenn zahlreiche Flüchtlinge mit teils ungewissem Impfstatus und eventuell sogar mit Krankheiten, die hierzulande bereits ausgestorben waren, im Gepäck ihre Heimatländer verlassen müssen, um andernorts ein sicheres Leben zu finden, rückt die Bedeutung von Impfprävention wieder in den Vordergrund.

Impfschäden & Co – die Argumente der Impfgegner

Beim Impfen werden dem Körper abgeschwächte Erreger zugeführt, um das körpereigene Abwehrsystem für den Krankheitsfall zu „trainieren“. Und genau hier setzen die Argumente vieler Impfgegner an. Es wird kritisch betrachtet, den Körper (v.a. von Säuglingen) mit künstlichen Erregern zu beschießen, zugleich werden die chemischen Substanzen, in denen die Impfwirkstoffe gelöst sind, als gesundheitsgefährdend eingeschätzt. Der Argumentation folgend, bekommen Säuglinge mit der Muttermilch zunächst ausreichend Abwehrstoffe zur Verfügung gestellt, zusätzliche Impfungen sollten demnach die natürliche Entwicklung des Immunsystems stören und den jungen Körper unnötig belasten.

Dazu kommt, dass Impfungen keinen 100%igen Schutz bieten. Denn nicht immer entwickelt der Organismus nach der Impfung ausreichend Abwehrstoffe, um eine Ansteckung zuverlässig zu verhindern, zudem bedürfen Impfungen Auffrischung, um langfristig schützen zu können.

Ein weiteres Argument sind die durchaus vorhandenen Impfrisiken: Ist der Körper zum Zeitpunkt der Impfung geschwächt, kann es zu Impfschäden kommen, da der Organismus nicht widerstandsfähig genug ist, um den Impfstoff und eventuell weitere Keime abzuwehren. Diese Fälle können zwar durchaus mit schwerwiegenden, bleibenden Schäden einhergehen, sind aber bei verantwortungsbewusstem Impfen extrem selten. Betroffene können sich an die Versorgungsämter der Länder wenden.

Während die bisher genannten Argumente nachvollziehbar sind, gibt es auch andere, skurrilere Ansichten: Manche radikale Impfgegner behaupten gar, es gäbe gar keine Krankheitserreger, diese wären eine Erfindung der Pharmaindustrie, um Impfstoffe verkaufen zu können. Andere argumentieren, sie wollen nicht gegen Krankheiten geimpft werden, die bereits ausgestorben sind und vergessen dabei, dass die Keime in anderen Teilen unsere globalen Welt durchaus noch aktiv sind und jederzeit bei der nächsten Reise ihren Weg in die scheinbar „sichere Zone“ finden könnten. Auf diese und andere Behauptungen, die grundlegende Erkenntnisse moderner medizinischer Forschung ohne entsprechende Argumente in Frage ziehen, soll hier allerdings nicht eingegangen werden.

Immer wieder wird auch behauptet, dass das Durchleben von Kinderkrankheiten, wie Masern, Windpocken, Mumps und ähnlichem den kindlichen Organismus stärkt – dem muss allerdings klar widersprochen werden: Der Stand der Abwehrkörper entspricht nach der Krankheit dem nach einer erfolgten Impfung, allerdings wird der Organismus des Kindes während der Krankheit stark geschwächt, das Risiko von schweren (unter Umständen sogar tödlichen) Krankheitsverläufen ist dabei stets gegenwärtig. Im Bestfall ist das Kind nach dem Durchleben der Krankheit auf dem selben Immunstand wie seine geimpften Altersgenossen – im Schlimmstfall muss es mit lebenslangen Schäden kämpfen. Der Kinderarzt klärt gern über Risiken und Möglichkeiten auf.

Impfschutz & gesellschaftliche Verantwortung – die Argumente der Impfbefürworter

Impfbefürworter hingegen, argumentieren, das Impfen immer noch der sicherste Schutz vor gefährlichen Krankheiten ist. Nur durch breit angelegte Impfungen in weiten Teilen der Bevölkerung ist es gelungen, Krankheiten wie Masern, Röteln, Diphtherie und ähnliches zurückzudrängen. Das Prinzip dahinter nennt man Herdenimmunität: Sind wenig Menschen immun, können sich Krankheiten leicht ausbreiten, da Sie einfach von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Treffen Sie auf ihrem Weg auf immunisierte Menschen, so können Sie durch diese nicht übertragen werden. Umso mehr Menschen also durch Impfungen immunisiert sind, umso schwerer gestaltet sich die Ausbreitung von Krankheitserregern. Dadurch werden dann letztlich auch die Menschen geschützt, die sich aus diversen Gründen (Schwangerschaft, Immunschwäche, Alter, o.a.) nicht selbst impfen lassen können. Damit ist Impfen nicht nur persönlicher Schutz, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung.

Zudem verleiht Impfschutz Sicherheit: So müssen beispielsweise junge Eltern nicht beim jedem Halskratzen ihres Kindes gleich Diphtherie, auch als Krupphusten bekannt, befürchten. Das verleiht Sicherheit und das gute Gefühl, das geliebte Kind nach bestem Wissen und Gewissen vor gefährlichen Keimen geschützt zu haben.

Ein weiteres Argument für gewissenhafte Impfung sind die Umstände, die unsere globale Lebensweise mit sich bringt: Durch Reisen, Importe, Flucht und vieles mehr bleiben Erreger längst nicht mehr am Ursprungsort: Die Ebola-Epidemie der vergangenen Jahre hat eindrucksvoll gezeigt, wie schnell Keime sich verbreiten und auch in scheinbar „sichere“ Länder gebracht werden können. Ein gutes Beispiel ist hier die Polio-Krankheit, die Kinderlähmung: In den meisten westeuropäischen Ländern ist sie weitgehend ausgestorben, das Risiko sich anzustecken ist dadurch auch für Ungeimpfte relativ gering, was Eltern dazu verführt, diese Impfung bei Ihrem Kind zu vernachlässigen. In anderen Ländern, wie Afghanistan, Pakistan und Nigeria, ist die Krankheit aber nach wie vor präsent. Ohne ausreichende Durchimpfung der Bevölkerung ist es deshalb durchaus denkbar, dass die Kinderlähmung und andere besiegt geglaubte Krankheiten auch in Deutschland wieder Einzug halten.

Verantwortungsbewusster Umgang mit Impfungen

Eins ist sicher: Die Unstimmigkeit zwischen Impfgegnern und Impfbefürwortern wird gewiss nicht so schnell aus der Welt zu schaffen sein – und das ist auch gut so. Beide Seiten haben nachvollziehbare Argumente, eine Impfpflicht gibt es hierzulande nicht. Umso wichtiger ist es deshalb, die Diskussion weiterhin am Leben zu halten, um es sowohl Befürwortern als auch Gegnern zu ermöglichen, ihre Sichtweise zu erweitern. So kann es unter Einbezug beider Seiten gelingen, weiterhin einen verantwortungsbewussten Umgang mit Impfungen voranzutreiben.

Viele weitere Infos finden Sie auf dem Portal impfen-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Gesunde Grüße
Petra Fischer
Gesund24h Redaktion

Impfen: Risiko vs. Kontrolle

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